Ambivalente Personas mit KI: Wie man realistisches Nutzerverhalten simuliert

Stell dir vor, du designst für einen Nutzer, der stets rational handelt, nie widersprüchlich agiert und perfekt zu deinem Produkt passt. Klingt fantastisch aber leider gibt es diesen Nutzer nicht. Nennen wir ihn „Perfekten Paul“ eine KI-generierte Idealpersona, stets effizient und konsistent. Doch Paul hat ein Problem: Er ist nicht echt.

Echte Nutzer verhalten sich widersprüchlich und überraschend. Sie betonen, wie wichtig ihnen Datenschutz ist, verbringen aber Stunden auf Instagram und TikTok. Sie sprechen von Nachhaltigkeit, kaufen aber weiterhin bei Fast-Fashion-Marken. Genau diese Unstimmigkeiten machen Nutzer menschlich und Designs herausfordernd.

Warum scheitern glatte KI-Personas wie Paul, und wie kannst du stattdessen ambivalente Personas erzeugen, die realistisches Verhalten widerspiegeln?

Warum glatte KI-Personas scheitern

KI-generierte Personas wirken oft glaubwürdig, aber trügerisch perfekt: „Sophie, 28, liebt Produktivitäts-Apps und optimiert ständig ihren Workflow.“ Doch in Wirklichkeit verhalten sich Menschen selten so konsistent. Laut Pew Research etwa machen sich 80 % der Social-Media-Nutzer Sorgen um Datenschutz, nutzen die Dienste aber täglich – ein klassisches Datenschutz-Paradoxon.

Solche Widersprüche sind keine Fehler, sondern wichtige Hinweise auf tiefere Bedürfnisse und Motivationen. Design-Lösungen, die diese Ambivalenzen nicht abbilden, wirken oft ideal, verfehlen aber reale Nutzerbedürfnisse.

Wie du mit KI realistische Ambivalenz erzeugst

Um Personas zu generieren, die echte Widersprüche einfangen, nutze eine Kombination aus echten Segmentdaten und gezielten KI-Prompts.

Schritt 1: Segmentdaten („Datenschatten“) sammeln

Starte mit realen Datenquellen wie Nutzeranalysen, CRM-Daten oder Umfragen. Ein Beispiel könnte sein:

Diese Datengrundlage verankert deine Personas fest in der Realität.

Schritt 2: Den richtigen Prompt formulieren

Formuliere deinen KI-Prompt so, dass er explizit Widersprüche fordert, zum Beispiel:

„Erstelle eine Persona für Nutzer über 45, die ländlich leben, Datenschutz schätzen, aber täglich Social Media nutzen. Die Persona soll mindestens zwei Widersprüche enthalten sowie ein Zitat, das ihre Ambivalenz deutlich macht.“

Schritt 3: KI-Persona erstellen

Mit einem KI-Tool wie ChatGPT erhältst du realistische Personas wie:

Persona: Lisa, 50, Lehrerin auf dem Land
Ziele: Verbindung zur Familie und lokale Informationen erhalten
Probleme: Besorgt um Datenschutz, aber täglich auf Facebook
Verhalten: Nutzt Datenschutzeinstellungen, postet aber oft persönliche Updates
Zitat: „Ich weiß, dass Facebook problematisch ist, aber ich kann einfach nicht darauf verzichten.“

Hier spürst du sofort die Spannung zwischen Wunsch und Realität.

Schritt 4: Details ergänzen

Verfeinere deine Persona mit zusätzlichen Nuancen:

Diese Details machen Personas greifbar und inspirieren zielgerichtete Diskussionen.

Grenzen der Methode

Ambivalente Personas bieten klare Vorteile: Sie sind realistisch, fördern Empathie und eignen sich hervorragend für Workshops und Prototyping. Doch sie sind kein Ersatz für echte Nutzerforschung. Ihre Schwäche liegt darin, dass sie immer synthetisch bleiben, basierend auf Daten und KI, nicht auf direkten Beobachtungen. Das Risiko: Teams könnten sie ungeprüft als Tatsachen übernehmen, wodurch Fehlschlüsse entstehen.

Fazit: KI simuliert Komplexität, ersetzt aber nicht die Realität

Ambivalente Personas helfen dir, realistischer zu designen und die widersprüchlichen Bedürfnisse echter Nutzer zu berücksichtigen. Doch nutze sie bewusst als Ergänzung – nicht als Ersatz – zu Interviews, Tests und Beobachtungen echter Nutzer.

Vergiss Perfekten Paul. Umarme Ambivalenz, nutze gezielte Prompts und validiere deine Ergebnisse immer mit echter Nutzerforschung. Dein Design wird relevanter, nützlicher und vor allem: menschlicher.

Prompt zum Ausprobieren

Möchtest du eigene ambivalente Personas erstellen? Nutze diese Vorlage:

Erstelle genau drei realistische Personas, die gemeinsam das folgende Segment repräsentieren:

• 25 % dieser Zielgruppe sind Mobile-only-Nutzer  
• 35 % sind 45 Jahre oder älter  
• 80 % leben in ländlichen Gebieten  
• 70 % legen Wert auf Privatsphäre, dennoch nutzen 65 % täglich soziale Medien  

Für **jede** Persona gilt:

1. Alle vier Segmentmerkmale müssen zutreffen (Mobile-only, 45 +, ländlich, privatsphärenbewusst + tägliche Social-Media-Nutzung).  
2. Füge **mindestens zwei Widersprüche** ein:  
   – einen zwischen geäußerter Einstellung und tatsächlichem Verhalten  
   – einen zwischen Zielen und Hindernissen  
3. Liefere:  
   • Name & kurze demografische Angaben  
   • Ziele und Motivationen  
   • Schmerzpunkte / Hindernisse  
   • Typische Tagesabläufe / Verhaltensweisen  
   • Ein 1-Satz-Zitat, das ihre Ambivalenz verdeutlicht  
4. Max. 150 Wörter pro Persona.  

Gib das Ergebnis als Markdown-Tabelle aus (eine Zeile pro Persona).

Teste deine Ergebnisse anschließend mit echten Nutzern, um deine Annahmen zu validieren.

Quellen